Lost Places
Bagheria • Altstadt

Intonaci Sicilcalce • Mörtelwerk
Schon seit der Antike gibt es Steinbrüche auf Sizilien. Weltbekannt sind die "Cave di Cusa". Hier wurden die Säulen für die berühmten Tempel im nahen Selinunte produziert. Solch eine kurze Lieferkette hat natürlich entscheidende Vorteile.
Das war auch die Idee der Baustoff-Fabrik "Mariano Notaro e figli" in Bagheria. Sie erhielt die Rohstoff u.a. aus dem nahen Steinbruch am Monte Catalfano und verarbeitete sie unter dem Namen "Sicilcalce" zu Ziegeln, Putz und anderen Produkten für den Hausbau.
In den 90er Jahren verschärften sich die Betriebsauflagen für Steinbrüche und derjenige am Monte Catalfano musste schliessen. Er wurde zu einem unserer beliebtesten Lost Places.
Für das Naturschutzgebiet Monte Catalfano war das eine gute Nachricht, für Sicilcalce dagegen ging der Vorteil kurzer Lieferketten verloren.
Eine immer weiter steigende Konzentration auf dem Baustoff-Markt und Krisen im Bauwesen kamen hinzu. Sicilcalce musste schliessen und ist heute ein in Bagheria unübersehbarer Lost Place.

Mulino Cuffaro • Mühle + Pasta-Fabrik
Sizilien war während der Antike die wichtigste Kornkammer des Römischen Reichs und ist bis heute bekannt für den hochqualitativen Hartweizen (Wikipedia). Kein Wunder - der Hartweizen liebt die Wärme und kommt mit wenig Niederschlag aus.
Hartweizen ist die Basis für Pasta und so wundert es auch nicht, dass Italien auch heute noch das wichtigste Anbauland Europas ist.
Früher hatte so gut wie jede sizilianische Stadt ihre eigene Mühle. Sie war häufig mit einer Pasta-Produktion verbunden. So wie in Bagheria. Hier produzierte die Mulino Cuffaro ab Anfang des 20. Jahrhunderts Mehl und Nudeln.
Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Konzentration in der Agrarindustrie und im Lebensmittelhandel stetig zu. Lokale Anbieter können sich nur noch in Nischen halten.
Die Familie Cuffaro betreibt heute die kleine Mühle "Molino San Michele" in Altavilla Milicia. Sie verarbeiten ausschliesslich Getreide aus Sizilien und mahlen es schonend mit Natursteinen zu Vollkornmehl.
Mit solchen Spezialitäten lässt sich natürlich eine grosse Mühle, wie die in Bagheria nicht betreiben. Sie wurde in den 80er Jahren aufgegeben und ist seitdem ein Lost Place.

Imprese Elettriche • KohleKraftwerk
Rosolino Gagliardo war der Thomas Edison Siziliens. Er eröffnete 1912 in Bagheria das erste Kohlekraftwerk Siziliens.
Der Strom wurde anfangs "nur" genutzt, um die Petrolium-Laternen in den Strassen Bagherias durch elektrische Lampen zu ersetzen. Die allgemeine Elektrifizierung Siziliens war aber ab jetzt nicht mehr aufzuhalten.
1962 wurde die staatliche Elektrizitäts-Gesellschaft ENEL gegründet, um viele kleine regionale Betriebe zusammenzufassen und so die Versorgungssicherheit zu erhöhen. 1963 übernahm sie auch die Firma von Rosolino Gagliardo.
Für die Stromversorgung Bagherias sorgt heute das Gaskraftwerk in Termini Imerese. Das alte Kraftwerk in Bagheria wurde zum Lost Place.









