Casteldaccia - Sehenswürdigkeiten und Tipps

Karte
Diese Karte (Google Maps) beschreibt einen Ausflug nach Casteldaccia per Rad und per Zug.
Das Fahrrad ist optimal, um möglichst viel von Casteldaccia zu sehen und gleichzeitig ein wenig Meerluft (blaue Linie) und Landluft (grüne Linie) schnuppern möchten. In der Karte gehen wir davon aus, dass Sie mit dem Rad aus Richtung Bagheria oder Santa Flavia kommen.
Wer lieber mit dem Zug kommt, "landet" auf dem am Rande von Casteldaccia gelegenen Bahnhof. Von hier aus sind es ca. 1 km bis zur ersten Sehenswürdigkeit, dem Denkmal für Andrea Raia. Dieser Weg ist in der Karte durch die rosa Linie gekennzeichnet.
Von dort aus geht unsere Erkundungstour entlang der lila Linie weiter. Sie ist für Radfahrer optimiert. Für Spaziergänger bieten sich einige Abkürzungen, da sie sich nicht an Einbahnstrassen-Regelungen halten müssen.
Weiter unten finden Sie eine Liste sämtlicher Karten von Sizilien konzentriert.

Fahrrad
Für unseren Ausflug nach Casteldaccia ist ein Fahrrad das perfekte Verkehrsmittel. Hiermit mäandern wir elegant durch die verwinkelten Gassen der Altstadt und können gleichzeitig aufs Land hinaus radeln.
Wichtig: Das Fahrrad sollte ein Mountainbike sein (wie das von uns empfohlene Miet-Fahrrad) - auch wenn wir gar nicht auf einen Berg fahren. Die Steigung des Weges von der Meerpromenade in das Stadtzentrum ist stellenweise erstaunlich gross.
Auch auf unserem Abstecher in das Hinterland sind die Steigungen teilweise gross. Zum Ausgleich werden wir mit einem wunderbaren Blick belohnt. Auch auf Sizilien hängen die süssesten Kirschen am höchsten.

Meerpromenade
Für alle, die mit dem Fahrrad aus Richtung Santa Flavia kommen, beginnt unser Ausflug am Meer (blaue Linie in der Karte).
Hier an der Meerpromenade von Casteldaccia gibt es nicht nur den freien Strand "Fondachello", sondern auch einen Bootsverleih, eine Tauchschule und verschiedenste kulinarische Verlockungen. Wer also noch nicht gefrühstückt hat, der bekommt jetzt eine perfekte Gelegenheit dazu. Im Sommer hält hier übrigens auch der kostenlose Santa Flavia Shuttle.
Von der Meerpromenade aus radeln wir jetzt weiter Richtung Stadtzentrum (lila Linie in der Karte).
Bevor wir uns dem Zentrum zuwenden, biegen wir allerdings zuerst einmal hinter der Bahnbrücke links in den Seitenweg Via Giuseppe Bucalo ein. Er ist ein wenig abschüssig und holprig, aber wir haben ja aus gutem Grund ein Mountainbike.
Nachdem wir um die Ecke gebogen sind, sehen wir sofort, warum wir hier sind - ein paar wunderbare aristokratische Villen, die deutlich jünger sind, als die Barockvillen von Bagheria fallen sofort ins Auge.

Bahnhof
Casteldaccia liegt an einem der modernsten Zugnetze Siziliens - der Verbindung zwischen dem Flughafen von Palermo und Cefalù.
Wer Casteldaccia mit dem Zug besucht, trifft auf dem dortigen Bahnhof am Rande des Villenviertel ein. Die rosa Linie in der Karte zeigt den Weg vom Bahnhof Richtung Stadtzentrum.
Er führt uns ca. 1 km weit durch das Villenviertel, über die Fussgängerbrücke der Autobahn bis zu unserem ersten Ziel, dem Denkmal für Andrea Raia.

Villenviertel
Dieses Villenviertel entstand, nachdem 1864 Casteldaccia von Palermo aus mit dem Zug erreichbar wurde. Das nutzten einige reiche Palermitaner, um direkt am Bahnhof "Villen im Grünen" zu bauen.
Das Besondere an diesem Ort ist ein Felsen, an dessen unterem Ende der Bahnhof liegt und die Villen terrassenförmig nach oben gebaut wurden.
Man wohnt also direkt am Bahnhof, sieht ihn aber nicht. Gleichzeitig ist man mitten im Grünen und dazu gibt es noch diesen wunderbaren Panoramablick aufs Meer, da sich die Villen den Blick nicht gegenseitig versperren.
Hin und wieder wird eine der Villen zum Kauf angeboten. Aus Ihrer Portokasse können Sie sie allerdings nicht bezahlen.
Unser weiterer Weg führt uns jetzt über die Fussgängerbrücke der Autobahn Richtung Stadtzentrum (in der Karte die violette Linie für Radfahrer und die rosa Linie für Fussgänger). Dort treffen wir auf das Denkmal für ein Opfer der Mafia - Andrea Raia.

Denkmal Andrea Raia
Eines der Ziele Mussolinis war die autarke Nahrungsmittelversorgung Italiens. Getreideerzeuger durften daher die Ernte nicht selbst vermarkten, sondern mussten sie staatlichen Stellen abliefern. Deren Aufgabe war nicht nur die Vermarktung des Getreides, sondern vor allen Dingen auch das Anlegen von Lagern.
Nach dem Sturz Mussolinis im Juli 1943 behielten die nachfolgenden provisorischen Regierungen dieses System wegen der prekären Nahrungsmittelversorgung bei.
Unter dem kommunistischen Landwirtschaftsminister Fausto Gullo (Wikipedia) wurden die Lager "granai del popolo" getauft ("Volksgetreidespeicher") und die Verwaltung "Volkskomitees" übertragen. In Casteldaccia war Andrea Raia der Beauftragte der KPI (Wikipedia) für das Komitee.
Staatliche Zwangssysteme sind der Nährboden für Schwarzmarkt, Spekulation und Korruption. Um das zu verhindern, hatte Mussolini die sizilianische Mafia massiv bekämpft. Nach seinem Sturz war sie aber sehr schnell wieder am Ruder und hatte auch die Stadtverwaltung und das Komitee von Casteldaccia infiltriert.
Andrea Raia deckte die Machenschaften auf und meldete sie "nach oben". Das bezahlte er im August 1944 mit seinem Leben.

Piazza Dante Alighieri
Unser nächstes Ziel ist die Piazza Dante Alighieri. Um sie zu erreichen, mäandern wir uns vom Denkmal für Andrea Raia bis in die Via Lucania (violette Linie in der Karte).
Ein kurzer Teil der Strecke verläuft gegen die Einbahnstrasse der Via Puglia. Da Autofahrer hier eher nicht mit entgegenkommenden Radfahrern rechnen, ist es besser zu schieben.
Die Piazza Dante Alighieri ist perfekt für eine Pause, insbesondere wenn der Magen knurren sollte. Die Bar direkt an der Piazza kann hier schnell für Abhilfe sorgen.
Dante Alighieri (Wikipedia) gilt übrigens als erster italienischer Dichter, der nicht mehr Latein, sondern eine Vorform des modernen Italienisch nutzte. Tatsächlich aber gebührt diese Ehre der Sizilianischen Dichterschule (Wikipedia). Der Ursprung der italienischen Literatur liegt also auf Sizilien. Wär hätte das gedacht!

Piazza Repubblica
Wir mäandern uns weiter entlang der violetten Linie in der Karte durch die Altstadt und erreichen die Piazza Repubblica.
Der Weg dorthin führt uns an den Rand der Altstadt durch die Via Vallone.
Hier haben wir einen Panoramablick über das Tal, das Casteldaccia von Santa Flavia und Bagheria trennt. Dort reiht sich ein Gemüsegarten und ein Olivenhain an den anderen.
Für Auswanderer mit gärtnerischen Ambitionen bietet sich hier mit etwas Glück die Gelegenheit ein Haus zu kaufen.
In der Piazza Repubblica empfangen uns ein paar schöne Ficusbäume aber leider auch eine Strasse, die den Platz in zwei Hälften trennt.

Altes Wasserwerk
Das Mäandern führt uns weiter durch die Altstadt in die Via Serbatoio. "Serbatoio" steht im Italienischen allgemein für einen Behälter, wird aber im Alltag häufig mit den Wasserspeichern auf den Dächern gleichgesetzt.
In unserem Fall ist der Speicher nicht auf dem Dach, sondern ein verlassenes altes Wasserwerk. Dieser Facebook-Post mit dem Wasserwerk am Ende der Strasse zeigt sehr schön, wie es hier in der "guten alten Zeit" aussah.
Das Foto stammt aber keineswegs aus dem 19. Jahrhundert, sondern wurde im April 1967 aufgenommen. Dass der erste Kommentar von einem Amerikaner stammt, der Casteldaccia damals als Jugendlicher verlassen hat, wundert nicht.
Wer einen Spaziergang durch Casteldaccia macht, kann von hier aus einen Bogen schlagen, um zum Largo Trieste zu gelangen.
Wer mit dem Fahrrad gekommen ist, hat jetzt die Chance auf einen Ausflug aufs Land:

Denkmal Piero Piraino
Auf dem Weg dorthin kommen wir aber zuerst einmal an einem unscheinbaren Denkmal vorbei. Es ist einem der "grossen Söhne" Casteldaccias gewidmet, dem Bildhauer Pietro Piraino (Wikipedia, it).
Pietro Piraino wurde 1882 in eine Familie von Müllern geboren. Glücklicherweise erkannte man sein Talent früh und schickte ihn zur Ausbildung nach Palermo in die Akademie der Schönen Künste (Wikipedia, it).
Wie viele sizilianische Talente verliess er nach der Ausbildung seine Heimat und machte in Rom Karriere. Er brachte es dort bis in die Päpstliche Akademie der Schönen Künste und der Literatur (Wikipedia).

Villa Vannucci
Und noch eine zweite Sache begegnet uns auf dem Weg ins Grüne: Die wunderbare Zypressen-Allee in der Str. Case Vecchie Cutelli bringt einen Hauch von Toskana nach Sizilien. Weiter die Strasse entlang radelnd sehen wir auch warum: Sie führt auf eine Art Schloss zu - die Villa Vannucci.
Und tatsächlich stammt diese Adelsfamilie ursprünglich aus Florenz und kam erst im 18. Jahrhundert nach Sizilien. Sie hatten ihren Hauptsitz in Palermo und wurden zu Herren über diverse Lehen.
Mit der Landreform nach dem 2. Weltkrieg ging auch auf Sizilien das Lehnswesen (Wikipedia) und damit die Epoche der "Leoparden" (Wikipedia) zuende.
So sehr das allgemein zu begrüssen ist, gibt es wie immer auch hier eine Kehrseite: Die grossen Villen und Gutshöfe sind ohne "Leoparden" nur noch schwer in Schuss zu halten.
Auch an der Villa Vannucci hat der Zahn der Zeit sichtbare Spuren hinterlassen. Es gibt aber auch Anzeichen neuen Lebens.
Bitte beachten Sie: Die Villa ist Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Land-Panorama
Wir radeln also weiter und treffen nach ca. 1,5 km einen erhöhten Punkt, von dem aus wir einen wunderbaren Panoramablick über das Hinterland von Casteldaccia haben.
Olivenhain liegt neben Olivenhain, Garten neben Garten und mittendrin finden sich diverse Landhäuser - einige sogar mit Meerblick.
Wenn Sie immer schon von einem eigenen mediterranen Garten geträumt haben, dann könnte hier Ihr Traum in Erfüllung gehen.
Fürs Erste radeln wir aber zurück Richtung Stadtzentrum - durch die "Toskana-Allee" und vorbei am Denkmal für den Bildhauer Denkmal Piero Piraino.

Largo Trieste
Zurück im Stadtzentrum ist unser erstes Ziel der Largo Trieste - ein kleiner Platz mit einer "Madonnina".
Eine Madonnina ist eine kleine Madonnenstatue. Sie stellt die Jungfrau Maria mit zum Gebet gefalteten Händen dar und ist eine auf Sizilien weit verbreitete Form der Volksfrömmigkeit.
Sie steht auf einem kleinen Altar und ist von Grünpflanzen umgeben. Blumenarrangements und andere Devotionalien runden das Bild ab.
Der Marienkult (Wikipedia) wurde besonders durch die Gegenreformation belebt, denn Luther lehnte die katholische Vorstellung von Maria ab. Marienfiguren in der Öffentlichkeit hatten daher über die Volksfrömmigkeit hinaus eine ganz besondere Bedeutung.

Piazza Matrice
Vom Largo Trieste aus erreichen wir nun nach ca. 500 m die Piazza Matrice von Casteldaccia. So gut wie jede sizilianische Gemeinde hat eine solche Piazza. Um sie herum hat sich die Gemeinde gegründet. Er wird daher auch "Mutterplatz" genannt.
Hier stehen die wichtigsten Gebäude der Gemeinde: die Hauptkirche und die Gemeindeverwaltung. Letztere befindet sich im ehemaligen Gutshof des Herzogs von Salaparuta (links im Foto).
Er geht auf das 14. Jahrhundert zurück und war nicht nur ein landwirtschaftlicher Hof, sondern auch eine Trutzburg. Ihr gut erhaltener Turm ist heute das Symbol für Casteldaccia.
Im 19. Jahrhundert war Casteldaccia schon zu gross, um im Stadtzentrum noch Landwirtschaft zu betreiben. So wurde aus der Trutzburg eine Weinkellerei des bekannten Weingutes Corvo.
Heutzutage macht aber auch das im Stadtzentrum keinen Sinn mehr und so ist hier mittlerweile die Stadtverwaltung eingezogen.
Das vielleicht wichtigste Gebäude der Piazza Matrice haben wir vergessen. Es ist natürlich eine grosse Bar, die uns jetzt die perfekte Gelegenheit für eine Pause bietet.
Besuchen Sie Casteldaccia an einem Sonntagmorgen, treffen Sie vielleicht auch auf Sportsfreunde (Facebook, it), die sich zu einem Radrennen treffen.

Piazza Ungheria
Von der zentralen Piazza Matrice mäandern wir uns nun über die Via Roma hinunter zur kleinen Piazza Ungheria.
Zugegeben - sie ist ein wenig unscheinbar. Kurz vor Weihnachten allerdings kommt "Schwung in die Bude". Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn dann findet hier ein Weihnachtsmarkt statt mit vielen "Buden", die vor allen Dingen lokale Leckereien anbieten.
Im Zentrum allerdings steht ein "lebendes" Krippenspiel mit dem die Weihnachtsgeschichte von Laien-Schauspielern nachgespielt wird. Aber auch die Eigentümer der "Buden" treten in historischen Kostümen an und lassen so Geschichte lebendig werden.
Ein Grund mehr, Sizilien im Winter zu besuchen.

Denkmal Orazio Costantino
Von der Piazza Ungheria sind es nur noch gut 100 m bis zur letzten Station unseres Ausflugs. Und er endet, wie er begann - mit einem Denkmal für ein Opfer der Mafia.
Dieser Fall geht zurück auf das Jahr 1969. Bereits damals rebellierten die ersten Geschäftsleute gegen Schutzgelderpressung.
So auch der Weinhändler Carlo Panno aus Casteldaccia, der mit den Carabinieri eine Falle verabredete. Dazu deponierte er das erpresste Geld an dem geforderten Ort im Hinterland von Casteldaccia und die Carabinieri legten sich dort auf die Lauer.
Die ertappten Mafiosi begannen sofort zu schiessen und trafen den Carabiniere Orazio Costantino tödlich. Er wurde nur 37 Jahre alt und hinterliess Frau und zwei Kinder.
Unser Rückweg (braune Linie in der Karte) führt uns wieder ans Meer und die nahen kulinarischen Verlockungen.

Ferienwohnungen
Casteldaccia ist sehr attraktiv für Ausflüge mit dem Fahrrad. Zum Wohnen bevorzugen viele Urlauber allerdings die Altstadt von Santa Flavia. Sie liegt "strategisch" sehr günstig.
Wie diese Karte (Google Maps) zeigt, sind die unterschiedlichsten Sehenswürdigkeiten - vom Museum bis zum Strand - durch Spaziergänge erreichbar. Ausserdem liegt der Bahnhof direkt vor der Haustür. Das ist perfekt für viele Ausflüge wie z.B. dem nach Casteldaccia.
Und das Beste von allem: Zu sämtlichen Ferienwohnungen von Solemar Sicilia in der Altstadt von Santa Flavia können Sie optional hochwertige Ebikes mieten.
Tipp: Für längere Aufenthalte - auch im Winter - ist die Casa Enza besonders beliebt:

Haus kaufen
Für alle, die ein eigenes Haus im warmen Süden suchen, ist Casteldaccia ein interessantes Ziel.
Sie lieben das authentische Sizilien? Dann ist die Altstadt das Richtige für Sie. Wie fast überall auf Sizilien trifft man hier auf viele verlassen Häuser.
Für Liebhaber mit grossem Etat könnte sich ein Blick in das Villenviertel von Casteldaccia lohnen. Wer wohnt schon in einer Jugendstil-Villa mit Panorama-Meerblick und Bahnhof vor der Tür?
Sie haben schon immer von einem eigenen mediterranen Garten geträumt? Genau so etwas finden Sie im Hinterland von Casteldaccia.
Unsere Radtour dorthin war nur ein kurzer Abstecher. Verbinden Sie einfach das Nützliche mit dem Angenehmen und fahren Sie die Strassen systematisch ab. Sie erkennen Verkaufsangebote an kleinen Schildern mit der Aufschrift "Vendesi".




